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Hintergrund

In Deutschland ist der gleichberechtigte Zugang zur Gesundheitsversorgung eine der zentralen sozialen Herausforderungen unserer Zeit. Insbesondere die Gruppe der Menschen ohne (ausreichenden) Krankenversicherungsschutz sieht sich mit zahlreichen Barrieren im Gesundheitssystem konfrontiert. Es zeigt sich ein Anstieg sowohl in der Zahl als auch in der Gruppe von Personen, die von der regulären Gesundheitsversorgung ausgeschlossen sind. Im Vergleich zu den 1990er Jahren, als überwiegend undokumentierte Migrant:innen die Empfänger:innen solcher Dienste waren, erstreckt sich die Unterstützung nun auf eine diverse Gruppe, einschließlich deutscher Staatsbürger:innen, die ihre (private) Krankenversicherung verloren haben, EU-Bürger:innen, die von sozialen Leistungen ausgeschlossen sind, Asylsuchenden in ihren ersten 36 Monaten in Deutschland sowie kürzlich aus der Haft Entlassene. Mangelnder Zugang zur Gesundheitsversorgung resultiert aus einem komplexen Zusammenspiel von nationalem Sozial-, Migrations- und Sozialversicherungsrecht und wird durch Umsetzungsprobleme verschärft. Speziell die Gruppe der Menschen ohne Krankenversicherungsschutz sieht sich mit zahlreichen Barrieren im Gesundheitssystem konfrontiert – eine Realität, die sowohl individuelles Leid als auch gesellschaftliche Herausforderungen verursacht. Dies verschlechtert die Gesundheitsbilanz und steht im Widerspruch zum Bekenntnis Deutschlands zum Recht auf Gesundheit.

Lokale und zu einem gewissen Grad auch regionale Organisationen übernehmen eine essentielle Rolle bei der Unterstützung von Personen, die keinen Zugang zur regulären Gesundheitsversorgung haben. Über 140 zivilgesellschaftliche Organisationen bieten eine Reihe von Dienstleistungen an, um diesem Problem entgegenzuwirken, was zeigt, wie sehr der Staat auf das Engagement dieser NGOs angewiesen ist. Sie sind in ihrer Vielseitigkeit und ihrem Engagement bemerkenswert. Sie entwickeln spezifische Kompetenzen, indem sie die Lebensumstände von Menschen in prekären aufenthaltsrechtlichen Situationen berücksichtigen, um den Bedürfnissen dieser Gruppen gerecht zu werden.

Dieses Forschungsprojekt hat mehrere Ziele.

Mit Hilfe eines transdisziplinären Ansatzes untersucht das Projekt die Haupthindernisse für den Zugang zur Gesundheitsversorgung und analysiert, wie Initiativen von zivilgesellschaftlichen Akteuren, sowie von lokalen/regionalen Behörden, die medizinische Versorgung von Nichtversicherten ermöglichen.

Ein Ziel ist es, Überblick über Organisationen und Versorgungslücken zu gewinnen, die lokale/regionale Einbettung der Leistungserbringung zu verstehen und Praktiken und Innovationen über verschiedene Regierungsebenen hinweg zu initiieren.

Neben Forschungsmethoden, wie Befragung, qualitativen Interviews und Gruppendiskussionen, werden auch teilnehmende Beobachtung und eine Reihe von Veranstaltungen und Fachtagungen durchgeführt. Diese ermöglichen es, die Kooperation zwischen akademischen und nicht-akademischen Akteur:innen zu fördern und die gemeinsame Wissensproduktion zu forcieren. Zusätzlich zu Forschungstechniken wie Umfragen, qualitativen Gesprächen und Diskussionsrunden werden auch teilnehmende Beobachtungen sowie verschiedene Events und Fachkonferenzen realisiert. Diese ermöglichen es, die Kooperation zwischen Akademiker:innen und nicht-akademischen Beteiligten zu fördern und gemeinsam Wissen zu erzeugen. Damit soll der Zugang zur Gesundheitsversorgung für Nichtversicherte und vulnerable Bevölkerungsgruppen verbessert, und ein Beitrag zu gesundheitlicher Chancengleichheit und sozialer Integration geleistet werden.

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