Tagung zu Facebook, Twitter und Co
Evangelische Kirche will soziale Netzwerke stärker nutzen
EKHNSocial Media Tagung mit Mirko Drotschmann und mehr als 200 Teilnehmenden.28.04.2016 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
EKHNÜber 200 Teilnehmende beim großen Social-Media-Tag der hessen-nassauischen KircheDreieich / Darmstadt, 28. April. Für ein stärkeres Engagement der Kirche in den sozialen Medien hat sich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, am Donnerstag (28. April) im südhessischen Dreieich ausgesprochen. Per Video-Botschaft erklärte er vor über 200 Teilnehmenden bei einer Tagung zur Zukunft von Facebook, Twitter und Co in der evangelischen Kirche, wie wichtig es heute sei, „dass die Kirche sich vernetzt, nah bei den Menschen ist und eng mit ihnen kommuniziert“. Die Nutzung der digitalen Netzwerke wie facebook oder twitter sei zudem eine Möglichkeit, in der Öffentlichkeit die positiven Seiten der Kirche deutlicher zu zeigen. „Wir müssen mehr von all dem Segen darstellen, der aus unserem kirchlichen Handeln erwächst. Die sozialen Medien spielen dabei für mich eine ganz wichtige Rolle“, sagte Bedford-Strohm. Den Teilnehmenden der Tagung rief er zu: „Lasst Euch was Gutes einfallen, damit wir die Kraft des Evangeliums in der heutigen Zeit noch besser rüberbringen.“
Käßmann: Reformation war Medienrevolution
Nach Ansicht von Margot Käßmann, Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017, müssen die modernen Medien ebenfalls eine zentrale Rolle in der Zukunft der evangelischen Kirche spielen. „Wir sollten die neue Technologie mutig aufgreifen“, sagte sie in ihrem digitalen Video-Grußwort zur Tagung in Dreieich. So habe bereits die Reformation eine seinerzeit bahnbrechende Technologie genutzt. Ohne den Buchdruck, der damals neu aufkam, hätten sich die Ideen des Reformators Martin Luther nicht in dem Maße verbreiten lassen. „Die Reformation war auch eine Medienrevolution“, so Käßmann. Die sozialen Netzwerke seien heute eine besondere Chance, auch Menschen zu erreichen, die der Kirche fern stünden. „Die Reformation muss weitergehen. Das gilt auch für die Medien und die Kirche“, so Käßmann. Die frühere Hannoversche Bischöfin ging auch auf die Schattenseiten der sozialen Netzwerke ein und erklärte, dass es bei aller Begeisterung auch wichtig sei, „die eigene Persönlichkeit zu schützen“.
Jung: Jeder braucht eine Kommunikationsstrategie
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung sagte in einer Live-Schaltung, dass es eine „faszinierende Entwicklung“ sei, wie sich das Internet in nur zwei Jahrzehnten vom „Informationsmedium zum Kommunikationsmedium“ gewandelt habe. Es sei heute wichtig, Chancen und Schwierigkeiten in den Blick zu nehmen. So könnten soziale Netzwerke auch zum „Hort der Wut und des Hasses“ werden. Er fragte: „Sind wir stark genug, uns auch in heftige gesellschaftspolitische Debatten im Netz einzumischen?“ Gleichzeitig schlug er vor, noch mehr auszuloten, wie soziale Medien in der Seelsorge genutzt werden könnten. Es sei nötig, dass die evangelische Kirche ihre Kommunikationsstrategie weiterentwickele. Und es sei im Zeitalter der digitalen Vernetzung genauso nötig, „dass jede und jeder Einzelne eine persönliche Kommunikationsstrategie entwickelt“.
Palkowitsch-Kühl: neue Medien einfach ausprobieren
Der Würzburger evangelische Theologe und Medienexperte Jens Palkowitsch-Kühl plädierte dafür, die neuen Medien in der Kirche einfach „auszuprobieren“. Die gegenwärtigen Technologien würden derzeit der wie auf einem „Silbertablett“ präsentiert. Zwar sollten auch Gefahren abgewogen und hinterfragt werden, ob moderne Kommunikationsmittel dem Heil dienten, das nun in digitaler Gestalt „moderner, easyer und gechillt“ daherkomme. Palkowitsch-Kühl fragte abschließend, wie der Reformator wohl zu den neuen Medien gestanden hätte, der die Erfindung des Buchdruckes bereits als „das letzte und zugleich größte Geschenk Gottes“ bezeichnet habe.
Althoff: Jugendliche mehr selber machen lassen
Julia Althoff vom Projekt Mesh-Collective der UFA Berlin und der Bundeszentrale für politische Bildung regte dazu an, mehr Jugendliche in die Arbeit mit einzubeziehen. Dies gelte vor allem für bewegte Bilder im Netz beispielsweise im Film-Netzwerk Youtube. Es sei wenig sinnvoll, für Jugendliche Inhalte im Internet zu produzieren, sondern wichtiger, sie selbst machen zu lassen. Auf diese Weise sei inzwischen auch bei der Bundeszentrale ein Netzwerk von 40.000 Interessierten entstanden, die sich neu mit politischen Themen auseinandersetzen. Althoff: „Youtube kann nicht nur Schminktipps und Katzenvideos sondern auch Bildung.“ Wichtig sei aber auch, nicht nur Filme zu produzieren, sondern auch auf spätere Frage in den sozialen Medien schnell zu reagieren.
Drotschmann: Spagat zwischen Information und Unterhaltung schaffen
Youtube Profi Mirko Drotschmann, alias „MrWissen2Go“ sieht als Geheimnis des Erfolges der selbstgemachten Filme im Internet die Authentizität und in der Möglichkeit in den Dialog miteinander zu treten. Für die Kirche sieht er ebenfalls ein großes Potenzial in den sozialen Medien: „Religion ist ein sehr interessantes Thema für viele“. Dabei sei es wichtig Religion sachlich anzugehen, Religiosität als Haltung schrecke dagegen ab. Mit Blick auf Filme im Internet sei zudem wichtig, den „Spagat zwischen Information und Unterhaltung“ zu schaffen.
Hintergrund Tagung: Vom Eintracht-Podcast bis zu Evangelisch im Netz
Praktiker, Profis und Stars der Social-Media-Szene hatten sich am 28. April auf dem Hessencampus in Dreieich einen ganzen Tag lang über die Möglichkeiten der modernen sozialen Netzwerke für die evangelische Kirche ausgetauscht. Die Tagung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau unter dem Motto „One Word, One World, One Work“ stand dabei ganz bewusst in einer Reihe von Veranstaltungen im Vorfeld des 500. Jahrestages der Reformation 2017. Die Reformation durch Martin Luther und andere war eng mit der damaligen Erfindung des Buchdrucks verbunden. Er machte es möglich, in bisher nicht gekannter Breite und Schnelligkeit, Ideen zu verbreiten. In Vorträgen, an Info-Stationen und in Arbeitsgruppen wurde 499 Jahre nach dem Beginn der Reformation unter anderem dem Geheimnis des Erfolgs von Youtubern und Social-Media-Autoren nachgespürt. Mehr als ein Dutzend Referenten werden praktische Impulse geben, darunter Marvin Mendel, Macher des Eintracht Frankfurt-Podcasts auch oder Hanno Terbuyken, Leiter des Internetauftrittes evangelisch.de. Die Veranstaltung richtete sich vor allem an Interessierte aus Gemeinden und Einrichtungen. Die Tagung verantworten der Stabsbereich Öffentlichkeitsarbeit der EKHN, das Evangelische Medienhaus der EKHN, das Zentrum Bildung der EKHN, das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN und die Evangelische Kirchengemeinde Egelsbach. Unterstützt wird sie vom Reformationsbüro der EKHN, T-Systems, der Evangelischen Bank, dem Versicherer im Raum der Kirchen, Bruderhilfe-Pax-Familienfürsorge, sowie der EKHN Stiftung.
Aktuelle Informationen unter:
Internet: www.ekhn.de/social-media
Twitter-Hashtag: #onewww
Twitter-Wall: http://twitwalls.com/wall/ekhn_de
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