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Hilfe für Pädophile

Lieben Sie Kinder mehr, als Ihnen lieb ist?

Maria Esau/istockphoto.comKinder sind Opfer, keine Täter

Eine neuartige Präventionsstelle an der Gießener Uniklinik will Menschen mit pädophilen Neigungen therapieren, bevor sie Kindern schaden oder illegale Bilder von Kindern herunterladen.

PresseKampagne: Kein Täter werden

Oft fange es schleichend an, berichtet Christian. „Du sitzt am PC, fängst an, Pornos zu suchen, dann wird das Schema immer jünger, die Frauen immer jünger, die Bilder werden härter, man gibt „Teen“ ein und schon ist man mittendrin und hat den „point of no return“ längst überschritten.“ Der 43-jährige hat am Präventionsprojekt „Dunkelfeld“ teilgenommen, das sich an Menschen mit pädophilen Neigungen richtet und ihnen helfen will, ohne dass sie vorher zum Täter geworden sind.

Kinderschänder werden selbst im Knast geächtet

„Normalerweise begeben die sich nur mit viel Druck in Behandlung, sei es durch die Familie oder einen Gerichtsbeschluss, “ erzählt Fred Weissing von der Männerberatungsstelle in Alsfeld. Zudem sei es gerade in ländlichen Regionen schwierig, Beratungsstellen für Pädophile einzurichten. „Das wird zu einem Spießrutenlauf, auch für die Berater.“

Besser: Kein Täter werden

Das Präventionsprojekt „Dunkelfeld“ in Gießen ist daher einmalig in der Region, bundesweit gibt es bereits acht Standorte. 2005 wurde das Pilot-Projekt an der Berliner Charité gestartet. „Die Arbeit unserer Kollegen aus dem Präventionsnetzwerk zeigt, dass dieses Therapieangebot Menschen mit pädophiler Neigung dabei helfen kann, keine Übergriffe auf Kinder zu begehen“, so Professor Johannes Kruse, Leiter des Präventionsprojektes in Gießen. Ziel des Präventionsprojektes ist es, Sexualstraftaten an Kindern sowie den Konsum von Missbrauchsabbildungen bereits im Vorfeld zu verhindern.

Die Therapie ist kostenlos

Die Therapie integriert verhaltenstherapeutische und sexualmedizinische Ansätze, mit der Möglichkeit einer medikamentösen Unterstützung. Interessenten für die kostenlosen Therapieplätze sollten hinsichtlich ihrer pädophilen Neigung über ein Problembewusstsein verfügen und aus diesem Grund von sich aus und ohne gerichtlichen Druck therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen wollen. Werden sie in das Projekt aufgenommen, können sie kostenlos und durch die therapeutische Schweigepflicht geschützt an der Therapie teilnehmen.

„Die Verantwortung muss ich übernehmen“

Wenn er jetzt merke, dass er in eine gefährliche Situation komme, dann verlasse er diese. „Weil ich der bin, der die Verantwortung hat. Ein Kind oder ein Jugendlicher kann das nicht, die Verantwortung muss ich übernehmen.“ Genau diese Erkenntnis sollen die Teilnehmer des Präventionsprojektes laut Kruse erlangen. Er will Menschen mit pädophilen Neigungen bewusst machen, dass sie nicht schuld an ihren sexuellen Gefühlen seien, wohl aber Verantwortung für ihr sexuelles Verhalten und Handeln trügen. 

Die Opfer nicht vergessen

Unterstützt wird er vom Land Hessen und von der Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel. Deren Vorsitzende Barbara Schäfer-Wiegand findet: „Vorbeugende Maßnahmen sind der beste Kinderschutz, dies gilt ganz besonders für potentielle pädophile Täter. Jede verhinderte Tat schützt ein Kind.“ Der Kinderschutz liegt auch Männerberater Weissing am Herzen. In der Region mangele es nämlich auch an Beratungsstellen für Missbrauchsopfer. Er mahnt: „Es ist wichtig, sich um die Täter zu kümmern – aber ohne die Opfer zu vergessen.“

Personen, die auf Kinder gerichtete sexuelle Fantasien bei sich feststellen, aber keinesfalls Übergriffe begehen wollen, können sich ab sofort unter der Telefonnummer 0641 985-45111 oder per Mail unter praevention@psycho.med.uni-giessen.de für eine Therapie in der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM) melden. Mehr auf
kein-taeter-werden.de

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