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Nassauer Land

Initiative entwickelt soziale App für Dörfer

istockphoto|shironosovPaar schaut gemeinsam auf TabletSenioren mit Tablet

Eine neue App soll alten Menschen im ländlichen Raum ermöglichen, selbst soziale Kontakte herzustellen, Ideen zu teilen und einen Marktplatz für Vorhaben aufzubauen. Das Projekt „Drin” der EKHN und der Diakonie Hessen unterstützt das Vorhaben mit knapp 100.000 Euro. Ab August soll die App verfügbar sein.

Bürger und Informatiker im nördlichen Rheinland-Pfalz haben eine Initiative gegen die Vereinsamung von Alten auf dem Land gestartet. Die Initiative „Mein Dorf 55 plus - Trotz Alter bleibe ich” wolle alten Menschen ermöglichen, sich selbst zu organisieren, Hilfen zu finden und soziale Beziehungen herzustellen, sagte der Mitgründer Dieter Zorbach (72) dem Evangelischen Pressedienst (epd). So könnten sie möglichst lange im Dorf wohnen bleiben. Das Mittel ist eine App, die Informatiker der Fernuniversität Hagen in Zusammenarbeit mit der Initiative entwickeln.

Soziale Kontakte via App

Seit Jahren organisiert die „Initiative 55 plus-minus" des Evangelischen Dekanats Nassauer Land (Rhein-Lahn-Kreis) nach den Worten von Zorbach Bildungskurse, Veranstaltungen und bringt Menschen im ländlichen Raum zusammen. Die Dörfer seien klein und die Einwohnerschaft überaltert, berichtete der ehemalige Schulleiter. Die Arbeitnehmer pendelten in die Großstädte oder zögen ganz fort. Die Alten wollten aber zu Hause bleiben und sich nicht bevormunden lassen. Die neue App solle Alten ermöglichen, selbst soziale Kontakte herzustellen, Ideen zu teilen und einen Marktplatz für Vorhaben aufzubauen.

Teilnehmer können Know-How einbringen

Die beispiellose App biete zum einen ein Veranstaltungsmanagement und eine Teilnahmefunktion, erläuterte der Forschungsgruppenleiter der Fernuniversität Hagen, der Informatiker Till Schümmer. Das Internet-Werkzeug verbreite eine Idee und unterstütze die Entwicklung eines Angebots, etwa einer Bildungsveranstaltung. Die Teilnehmer könnten daran mitwirken, konkret planen und das Angebot umsetzen. Häufig verzichteten Einzelne darauf, Ideen und Know-how zu teilen, weil sie dächten, sie seien allein. Das könne die App ändern.

Hilfe für den Alltag

Zum anderen unterstützt die App nach den Worten von Schümmer die Nutzer, Hilfen für die Bewältigung des Alltags zu finden. Dabei könnten sie sich anonym an dem Netzwerk beteiligen. Die reale „Initiative 55 plus-minus” sei als Schaltstelle vorgesehen. Sie bringe Anfrager und Anbieter zusammen, schicke „Kümmerer” zu Besuch und sorge dafür, dass nur vertrauenswürdige Personen in die Haushalte kämen.

Unterstützung durch das Projekt „Drin”

Die Einführung der App soll nach Zorbachs Angaben im August in kleinen Dörfern des Rhein-Lahn-Kreises beginnen. Mitglieder der Initiative und Unterstützer würden das Angebot in Dienstbesprechungen von Bürgermeistern, Pfarrkonventen, Seniorencafés und bei Hausbesuchen vorstellen. Auch würden Tablets an Senioren verliehen und diese im Gebrauch unterwiesen. Das Projekt „Drin” der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Diakonie Hessen unterstützt das Vorhaben mit knapp 100.000 Euro drei Jahre lang bis Februar 2019.

Sponsoren und Mitarbeiter gesucht

Entwickelt wird die App nach Schümmers Angaben durch zwei Dutzend Mitglieder der Initiative, zwölf Wissenschaftler der Fernuniversität Hagen und zwei Mitarbeiter einer aus der Fernuniversität ausgegründeten Firma. Derzeit sucht die „Initiative 55 plus-minus” einen Gemeindepädagogen oder Sozialarbeiter, der für die nächsten zwei Jahre die Einführung der App in den Haushalten leitend in die Hand nimmt. Auch sucht sie noch Sponsoren. „Das Digitale ist nur ein Hilfsmittel, damit Menschen aufeinander zugehen”, sagte Zorbach. „Wenn soziale Nähe entsteht, können Menschen in Würde zu Hause alt werden.”

drin-projekt.ekhn.de

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