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Kundgebung gegen den Rechtsruck

„Wir gehören alle miteinander zu einer Menschenfamilie“

© Michael Ränker

An der Bergsträßer Kundgebung gegen den Rechtsruck beteiligten sich auch die Evangelische und die Katholische Kirche. Pfarrerin Silke Bienhaus, stellvertretende Dekanin, und ihr katholischer Kollege Christian Stamm konstatierten: „Polemik, Ausgrenzung, Hetze und Gewalt widersprechen dem christlichen Menschenbild.“

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Auf rund 4000 Personen schätzte die Polizei die Zahl der Teilnehmenden, die sich am Sonntagnachmittag in der Bergsträßer Kreisstadt Heppenheim zwischen dem alten und dem neuen Landratsamt zur Kundgebung gegen den Rechtsruck versammelt hatten. Die Organisatoren - das Bergsträßer Bündnis für Demokratie und Zivilcourage, allen voran das „Bündnis Demokratie und Zivilcourage Vielfalt.Jetzt!“ sowie der Verein „Fabian Salars Erbe” - hatten ursprünglich mit 500 Teilnehmenden gerechnet. Zu den mehr als 40 Initiativen, Verbänden, Vereinen und Institutionen, die sich im Vorfeld dem Aufruf angeschlossen hatten, gehörten auch das Evangelische Dekanat Bergstraße und die Katholische Kirche.

Pfarrerin Silke Bienhaus, Dekanin in Stellvertretung des Evangelischen Dekanats Bergstraße, und Pfarrer Christian Stamm, Leiter des Katholischen Pastoralraumes Bensheim-Zwingenberg, traten bei der Kundgebung gemeinsam vor die Mikrofone und freuten sich darüber, „dass so viele Menschen gekommen sind und öffentlich zeigen, dass sie für Demokratie und die Bewahrung unserer gesellschaftlichen Grundordnung auf die Straße gehen“ Das mache Mut für die Zukunft in Deutschland: „In großer Vielfalt zeigen wir heute, dass Ausgrenzung, Hass und Hetze in unserer Gesellschaft keinen Platz haben sollen!“

„Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen"

Die Pfarrpersonen zitierten Jesu‘ Worte „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen" (Matthäus, Kapitel 25, Vers 35) und konstatierten: „Polemik, Ausgrenzung, Hetze und Gewalt gegenüber Menschen anderer Hautfarbe, Herkunft, sexueller Orientierung oder Religion widersprechen dem christlichen Menschenbild. Wir gehören alle zu einer Menschenfamilie. Dadurch ist allen Menschen Würde geschenkt.“

Das Duo erinnert in diesem Zusammenhang auch an den ersten Artikel des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Darauf basierten die Demokratie und das Rechtssystem: „Jeder Mensch verfügt über die gleiche Würde, alle haben die gleichen Grundrechte und jede und jeder verdient den gleichen Schutz sowie die gleiche Anerkennung.“

Sehr besorgt zeigten sich Bienhaus und Stamm darüber, „dass im Herbst letzten Jahres in Hessen die AfD zur zweitstärksten Kraft wurde und ihr bisher bestes Ergebnis in einem westdeutschen Bundesland erreichte. Das ist in Hessen umso bedenklicher, da sowohl der Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke als auch der Attentäter von Hanau eine rechtsradikale Gesinnung hatten.“

Zivilcourage zeigen

Pfarrerin Silke Bienhaus und Pfarrer Christian Stamm schlossen angesichts der großen Beteiligung an der Bergsträßer Kundgebung gegen den Rechtsruck mit den Worten: „Heute können wir sehen: wir sind nicht allein. Nehmen wir das, was uns heute verbindet, mit in unseren Alltag: in die Familien, an die Arbeitsplätze, in die Vereine, ins Internet, in die Kirchengemeinden, überall wo wir mit anderen Menschen zusammen sind. Orte an denen Achtung und Mitmenschlichkeit, Respekt und Nächstenliebe erlebt und eingeübt werden. Machen wir im Alltag deutlich, dass wir in aller Unterschiedlichkeit verbunden sind und für alle Menschen, die in unserem Land leben, Zivilcourage zeigen.“

Die beiden Pfarrpersonen hatten sich in einen Rede-Reigen eingereiht, der aus folgenden Sprecherinnen und Sprechern bestand: Manfred Forell („Bündnis Demokratie und Zivilcourage Vielfalt.Jetzt!“), Susanne Benyr (Stadtverordnetenvorsteherin Heppenheim), Christian Engelhardt (Landrat Kreis Bergstraße), Franz Beiwinkel (Deutscher Gewerkschaftsbund / DGB), Fridays for Future Bensheim, Lea Würsching (Schülervertretung des Goethe-Gymnasiums Bensheim), Hilde Kille (DGB-Frauen Bergstraße), Aylin Erdogan (Kreisschulsprecherin), Kristina Imhof-Schoenherr („Welcome to Bensheim“) sowie Salome Saremi-Strogusch (Fabian Salars Erbe e.V.). Moderiert wurde die Kundgebung von Hanne Kleinemas (Bund der Deutschen Katholischen Jugend Bergstraße / Referat Politische Bildung / Kommunale Jugendbildung Kreis Bergstraße).

Hintergrund:

Im Vorfeld der Kundgebung hatte das Evangelische Dekanat Bergstraße bereits klar Position bezogen: „Ja, wir als Kirche müssen uns nicht zu allem und jedem äußern - Schweigen verbietet sich für uns jedoch, wenn zunehmend die demokratische Grundordnung in Frage gestellt wird“, so Pfarrer Arno Kreh, Dekan des Evangelischen Dekanats Bergstraße, angesichts des zunehmenden Rechtsextremismus sowie des aufkeimenden Antisemitismus und der Rolle, die die AfD dabei spielt. „Die ,Alternative für Deutschland‘ ist keine Partei wie jede andere, weder ihr Auftreten noch ihre Inhalte vertragen sich mit unserer christlichen Überzeugung und mit unserem christlichen Menschenbild.“

Damit reihte sich der Pfarrer gemeinsam mit Präses Ute Gölz stellvertretend für das gesamte Dekanat in die immer größer werdende Bewegung gegen Rechtsextremismus ein. Die Vorsitzende des Dekanatssynodalvorstands Ute Gölz stellte fest: „Die Grundhaltung der AfD widerspricht zutiefst dem christlichen Glauben. Die Partei schürt Ängste und Hass und spaltet so die Gesellschaft, sie verharmlost die Verbrechen der NS-Zeit und sie verhöhnt die Menschenrechte.“

Auch die Evangelische Jugend im Dekanat Bergstraße (EJVD) schloss sich an. Für sie erklärte deren Vorstandsvorsitzende Hannah Ferber: „Als Christinnen und Christen ist es unsere Aufgabe, aufzustehen und klar Position zu beziehen, wenn Rechtsextremismus salonfähig wird. Dagegen gilt es anzukämpfen!"

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