Menümobile menu

Buchvorstellung

Von Grenzen zu Veränderungen

Becker-von Wolff

Was einen Richter am Verwaltungsgericht mit Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer aus Herborn sowie mit dem Transaktionsanalytiker Peter Held zum Thema Grenzen eint, lässt sich auf knapp 200 Seiten nachlesen: Das Buch zu Grenzerfahrungen, Grenzbewusstsein und Grenzverletzungen wird am Sonntag, den 10. November um 17 Uhr im Schloss Herborn vorgestellt.

P. Orths

Dramatische oder schleichende Grenzüberschreitungen prägen unsere Zeit – als Verletzungen, Risiken, Herausforderungen – und nicht zuletzt in der Dimension von Spiritualität.

Was einen langjährigen Richter am Verwaltungsgericht mit Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer aus Herborn sowie einer Pädagogin und einer Kinderärztin mit dem Transaktionsanalytiker Peter Held, der Lehrtrainerin Mechthild Justen und der Beratungslehrerin für Prävention und Intervention Silvia Kehl zum Thema Grenzen eint, lässt sich auf knapp 200 Seiten nachlesen: Gemeinsam haben sie ein Buch zu Grenzerfahrungen, Grenzbewusstsein und Grenzverletzungen herausgegeben. So berichtet der ehemalige Richter am Verwaltungsgericht Ferdinand Georgen, der in seiner 30jährigen Tätigkeit mit Asylverfahren beschäftigt war, über seine ehrenamtliche Arbeit mit Flüchtlingen.

‚Nein sagen‘ als Eigenschutz

Das breitaufgestellte Autorenteam berichtet aus sensiblen Grenzbereichen in der Schule, der Jugendhilfe und im Beruf. Das Buch spiegelt Erfahrungen und Reflexionen aus dem Leben wider zwischen Abgrenzung und Entgrenzung aus Staat, Kirche, Familie, Pädagogik und Psychotherapie. In seinem Artikel „Der entgrenzte Mensch – Zur Psychologie des Umgangs mit Grenzen“ schreibt der Psychoanalytiker Rainer Funk, der Leiter des Erich-Fromm-Institutes in Tübingen, wozu Grenzen im Leben gut sind.

In ihrem Artikel „Vom Umgang mit Grenzen in der Psychotherapie“ schreibt die Kinderärztin und Psychotherapeutin Gudrun Jecht: „Ein häufig präsentiertes Anliegen in der Psychotherapie ist der Wunsch, das Nein sagen‘ lernen zu können“. Dabei ginge es nicht um das ‚Nein‘ sagen, sondern vielmehr um die eigene Begrenzung wahrzunehmen und dazu ‚Ja‘ zu sagen, sich also zu schützen.

Unter den lesenswerten Essays finden sich auch einzelne Beiträge über Grenzerfahrungen zu Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt in Familie und Kirche. Mehrere von Grenzverletzungen Betroffene – darunter auch ein Geistlicher aus der katholischen Kirche - kommen in Interviews zu Wort.

Auch sexualisierte Gewalt ist Thema im Buch

„Die Vorarbeiten für das Buch haben lange vor der Veröffentlichung der Forum-Studie begonnen“, berichtet Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer, „ich bin von Peter Held 2020 angefragt worden, ob ich den theologischen Rahmen für das Buch setzen könne“. Es war eine spannende Herausforderung für die Theologin. „Als Autorin habe ich mich mit unterschiedlichen Aspekten auseinandersetzen dürfen. Grenzen sind für mich nicht nur negativ, es sind auch Orte der fruchtbaren Erkenntnis und der Entscheidung“. Das könne immer auch eine Chance bedeuten. „Ich habe es in meinem Beitrag anhand biblischer Texte aus dem Alten und Neuen Testament, der Reformationsgeschichte um Martin Luther, anhand der Ausführungen von dem Philosophen und Theologen Paul Tillich und dem Theologen Henning Luther aufgezeigt“, erläutert Sabine Bertram-Schäfer. Ihr Artikel endet mit Grenzerfahrungen der Evangelischen Kirche heute. Kirche werde in Zukunft immer weniger als Organisation oder Institution gefragt sein, sondern sie wird durch Menschen verkörpert, die authentisch berichten, was Glauben in und für ihr Leben bedeute. Ihr Resümee: „Ein Grenzbewusstsein ist notwendig, um Veränderungen zu bewirken. In der biblischen Überlieferung wird immer wieder von Grenzsituationen erzählt, die zu etwas Neuem und Lebendigen führten. Gott selbst führt über Grenzen und überwindet sie“. So endet das Buch hoffnungsvoll mit spirituellen Liedtexten von Abendliedern, die Peter Held und Philipp Schönberger für Kinder komponiert haben.

 

Musikalische Lesung im Herborner Schloss

Zur Buchpräsentation am Sonntag, 10. November 2024 um 17 Uhr im Theologischen Seminar im Schloss in Herborn lädt Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer ein. Sie und weitere Autorinnenund Autoren wie Barbara Gerbig, Silvia Kehl und Philipp Schönberger lesen Auszüge aus dem Buch und werdenmusikalisch begleitet von Kantorin i.R. Regina Zimmermann-Emde (Klavier) und Sabine Galande-Heep (Cello). Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.




» Buchtipp:
Grenzbewusstsein – zwischen Abgrenzung und Entgrenzung

von Peter Held, Mechthild Justen und Silvia Kehl (Hrsg.)
2024 erschienen im Pabst Science Publishers, Lengerich/Westfalen  

Print ISBN 978-3-95853-779-8 (20 Euro) / E-Book ISBN 978-3-95853-780-4 (10 Euro)

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top