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Präses

Ulrich Oelschläger: Abschied aus dem ehrenamtlichen Spitzenamt

EKHN/RahnUlrich Oelschläger (2022)Präses Ulrich Oelschläger (2022)

Dr. Ulrich Oelschläger verabschiedet sich als Präses der EKHN-Synode am 21. Mai. Souverän hatte er zusammen mit den weiteren Mitgliedern des Kirchensynodalvorstands die Sitzungen der Synode moderiert und geleitet. Im Video spricht er über die Höhepunkte seiner Amtszeit. Gegenwärtig beschäftigt ihn allerdings auch der Krieg in der Ukraine.

Von Dieter Schneberger (epd/red).  "Was wäre unsere Kirche ohne Ehrenamtliche?" fragt Dr. Ulrich Oelschläger, der am 21. Mai aus seinem Amt als Präses der EKHN verabschiedet wird. In dem Video "Abschied von Synoden-Präses Dr. Ulrich Oelschläger" zeigt er, wie sehr er die Zusammenarbeit der Ehrenamtlichen schätzt: "Im Grunde genommen ist das hierarchische Denken der Kirche ein bisschen fremd." Vor dem Start der aktuellen Synode hat ihn epd-Redakteur Dieter Schneberger besucht. Ulrich Oelschläger saß entspannt auf der Terrasse seines Hauses in Worms und genoss die Frühlingssonne. Während Schäferhund „Nina“ neben ihm döst, schweift sein Blick über den großen Garten mit dem Teich, an dessen Rand gelbe Sumpfdotterblumen blühen, „meine Lieblingsblumen“, wie der 75-Jährige betont. Der Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) kandidiert nicht für eine weitere sechsjährige Amtszeit. Am 21. Mai wird er verabschiedet.

zum Video über Dr. Ulrich Oelschläger

Engagement als Präses der EKHN-Synode

Oelschläger war seit 2010 oberster Ehrenamtlicher der Landeskirche. Er leitete die zwei bis drei jährlichen Synodentagungen, nahm regelmäßig an den Sitzungen der Kirchenleitung und anderer Gremien teil, vertrat die Synode nach außen und hielt Dutzende Vorträge. Er sei zwar gefragt worden, ob er weitermachen möchte, habe sich aber letztlich dagegen entschieden. „Wenn man zur Wahl antritt, sollte man auch sicher sein, dass man die gesamte Amtsperiode durchhält.“

Weiter aktiv als Kirchenvorstand, beim Lesen, Reisen und im Reitsport

Langeweile wird er als Präses in Ruhe sicher nicht haben. „Ich arbeite weiter im Kirchenvorstand der Wormser Magnus- und Matthäusgemeinde und als Prädikant“, erzählt er. Darüber hinaus wolle er „Bücherberge abbauen“ und mit seiner Frau Hiltrud, einer früheren Hauptschullehrerin, so manche Reise unternehmen. Neben „Nina“, die ihre täglichen Hunderunden einfordert, gibt es da noch das irische Sportpferd „Jamie“, das regelmäßig von dem passionierten Reiter bewegt werden muss.

Familie erlebte Schrecken von Kriegsfolgen

Geboren wird Ulrich Oelschläger in Oberhausen-Osterfeld. Sein Vater ist Pastor der westfälischen Kirche, die Vorfahren haben im Bergbau gearbeitet. „Mein Urgroßvater war Steiger und hatte zwölf Kinder. Von den neun Jungen sind fünf im Ersten Weltkrieg gefallen“, erzählt er. Man könne sich denken, dass nicht zuletzt deswegen in seiner Familie der Hang zu Waffen und zum Kriegsdienst nicht besonders ausgeprägt gewesen sei.

Umfangreiche Bildung

1950 ziehen die Eltern mit den drei Söhnen nach Senne II bei Bielefeld, wo der Vater eine Pfarrstelle bekommt. 1957 geht es aus denselben Gründen weiter in die hessen-nassauische Kirche nach Fürfeld in Rheinhessen. Ab der 5. Klasse besucht Ulrich das altsprachliche Gymnasium an der Stadtmauer in Bad Kreuznach. Nach dem Abitur studiert er von 1966 bis 1971 Germanistik, Theologie, Philosophie und Volkskunde in Mainz.

Augenmerk auf christlich-jüdischem Verhältnis

Noch während der Referendarzeit in Mainz heiratet Oelschläger 1972 seine langjährige Freundin Hiltrud und zieht zu ihr nach Worms. Von 1973 bis zu seinem Ruhestand 2010 ist er Gymnasiallehrer für Deutsch und Religion in Frankenthal. Weil er sich stark für jüdische Themen interessiert, studiert er von 1994 bis 2004 in Mainz berufsbegleitend Judaistik und schließt mit einer Promotion zum christlich-jüdischen Verhältnis ab.

Ehrenamtliches Engagement in der evangelischen Kirche

In der Kirche engagiert sich der Tierfreund ab Mitte der 80er Jahre. 1986 wird er Kirchenvorsteher in der Wormser Magnusgemeinde, 1991 zieht er in die Dekanats- und ein Jahr später in die Kirchensynode ein. 1998 wird er in das Präsidium der Synode und 2010 zum Nachfolger von Karl Heinrich Schäfer zum Präses gewählt.

Ausgezeichnet mit dem "Tolerantia Award" 

Oelschläger sieht sich selbst als Moderator, nur bei gesellschaftspolitischen Themen geht er ans Rednerpult und streitet etwa vehement für die Gleichstellung homosexueller Paare in der Kirche. „Ich durfte dafür in Belfast für die EKHN den 'Tolerantia Award' entgegennehmen, das war ein Highlight in meiner Präseszeit.“

Höhepunkte seiner Amtszeit

Als weitere Höhepunkte seiner Amtszeit nennt Oelschläger die Distanzierung der Synode von den Judenschriften Luthers, seine Mitarbeit im Lenkungsausschuss für das 500. Reformationsjubiläum 2017 und im Beirat für die Landesausstellung zur Reformation in Worms sowie seinen Auftritt vor der Synode der Böhmischen Brüder in Prag.

2019 beginnen mit dem Zukunftsprozess „EKHN 2030“ die Verteilungskämpfe in der Landeskirche. Weil Millionen Euro fehlen, lehnt die Synode im Herbst desselben Jahres den Neubau eines Bibelmuseums in der Frankfurter Altstadt ab, für den sich der Präses vehement eingesetzt hatte. Das Nein habe ihn seinerzeit sehr geschmerzt, sagt Oelschläger.

Dass gespart werden müsse, sei unstrittig, betont er. Für ihn sei klar, „dass wir uns zum Beispiel von überflüssigen Gebäuden trennen müssen“. Allerdings werde er sich dafür einsetzen, dass die gesellschaftliche Relevanz der Kirche etwa durch die Kindertagesstättenarbeit und den Religionsunterricht erhalten bleibe.

Haltung zum Krieg in der Ukraine

Die EKHN müsse eine öffentliche Kirche bleiben und sollte „ihre Stimme erheben, wenn es notwendig ist“. Als Beispiele nennt Oelschläger die klare Haltung von Kirchenpräsident und Synode zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die Flüchtlingshilfe in den Gemeinden. Auch er verurteile den Krieg und sei für Waffenlieferungen. „Auf jeden Fall möchte ich, dass die Ukraine den Krieg gewinnt und das Land seine Unabhängigkeit bewahrt.“

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