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Hessischer Asylkonvent

Nicht alle Flüchtlinge streben auf den Arbeitsmarkt

EKHNJunge Flüchtlinge holen Realschulbschluss am Laubach Kolleg nach.Junge Flüchtlinge holen Realschulabschluss am Laubach Kolleg nach.

Von den rund 122.000 in Hessen lebenden Flüchtlingen strebt nur etwa ein Drittel kurz- oder mittelfristig in den Arbeitsmarkt. Darunter sind nur wenige Frauen. Die Bundesagentur für Arbeit will deshalb noch einmal gezielt weibliche Flüchtlinge ansprechen.

Von den rund 122.000 in Hessen lebenden Flüchtlingen streben nur etwa 43.000 kurz- oder mittelfristig in den Arbeitsmarkt. Diese Zahl nannte der Regionaldirektor der Bundesagentur für Arbeit, Frank Martin, am Mittwoch nach dem sechsten hessischen Asylkonvent in der Wiesbadener Staatskanzlei. Die Übrigen kämen mangels Anerkennung als Asylbewerber, aus Altersgründen oder wegen fehlender Arbeitsfähigkeit nicht infrage. Martin und der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) zeigten sich aber optimistisch über die Integration der Flüchtlinge mit Hilfe von Sprachkursen, Qualifizierungsmaßnahmen, Praktika oder Berufsausbildung.

Verhältnismäßig wenig Frauen suchen Arbeit

Bislang sind laut Martin 11.000 Flüchtlinge mit abgeschlossenen Deutsch-Kursen und Anerkennung als Asylberechtigte, also rund ein Viertel der infrage Kommenden, bereits als Auszubildende oder als Arbeiter und Angestellte in Lohn und Brot. Darunter seien aber verhältnismäßig wenig Frauen, räumte der Chef der Arbeitsverwaltung in Hessen ein. Zum Teil trügen zu deren Zurückhaltung noch die kulturelle Prägung und das traditionelle Rollenverständnis bei, dass der Mann das Geld verdiene. Die Bundesagentur will spätestens im Sommer deshalb noch einmal gezielt weibliche Flüchtlinge ansprechen und von den Vorzügen einer Ausbildung oder beruflichen Tätigkeit überzeugen.

Fachkräfte werden gesucht

Als positives Beispiel wurde dem aus Vertretern von Politik, Wirtschaft, Kirchen und Verwaltung bestehenden Asylkonvent die 30-jährige Syrerin Rama Hussein vorgestellt, die derzeit ein halbjähriges Praktikum in einer Frankfurter Apotheke macht, damit ihre in der Heimat abgeschlossene Ausbildung als Pharmazeutisch-Technische Assistentin (PTA) in Deutschland anerkannt wird. Frank Dastych von der Kassenärztlichen Vereinigung nannte Flüchtlinge, die sich bereits im medizinischen oder pharmazeutischen Bereich qualifiziert haben, „einen Gewinn für das deutsche Gesundheitswesen”, wo Fachkräfte gerade gesucht würden.

Ehrenamtliche sind wichtig für die Integration

Der Integrationsbeauftragte der Landesregierung, Staatssekretär Jo Dreiseitel (Grüne), wies auf die weiterhin wichtige Funktion Ehrenamtlicher bei der Integration von Flüchtlingen hin. Das gelte besonders in ländlichen Regionen. Als Vorzeigeprojekt nannte er die von der Evangelischen Familienbildungsstätte im Kreis Eschwege getragene Freiwilligenagentur „Omnibus”. Sie koordiniert die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer in dem nordhessischen Kirchenkreis mit Ansprechpartnern in allen dortigen 16 Gemeinden. Zudem schilderte er die ebenfalls beispielhafte Arbeit des Caritas-Zentrums Rodgau, wo die Flüchtlinge in die Stadtteilarbeit mit Ortsansässigen voll eingebunden sind.

Ministerpräsident Bouffier würdigte die in dieser Form bundesweit einmalige Arbeit des Asylkonvents mit allen beteiligten Gruppen als betont praxisorientiert. Die Aufgabe der Integration von Flüchtlingen sei noch lange nicht abgeschlossen und eher Sache für eine ganze Generation. Allein in diesem Jahr verließen etwa 2.200 Flüchtlingskinder hessische Schulen. Die Residenzpflicht, die Asylbewerbern einen Wohnort in bestimmten Regionen vorschreibt, werde wahrscheinlich auf der nächsten Sitzung des Konvents am 23. August Thema sein. Eine Einigung mit den kommunalen Spitzenverbänden darüber erwarte er in den nächsten Wochen.

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