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Migrat*innen berichten

Warum Kulturaustausch wichtig ist

Rosa SidiRosa Sidi stammt aus Syrien und macht eine Ausbildung als Physiotherapeutin.

Der Austausch zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen ist nicht selbstverständlich. Wie Migranti*nnen ihre Kultur sehen und wie sie mit anderen Kulturen umgehen, hat Wael Deeb Menschen aus Syrien, Äthopien und dem Iran gefragt.

Luqman AbdoDer Syrer Lugman Abdo ist Ingenieur und ehramtlich beim Roten Kreuz aktiv.

Bedenken hinsichtlich der Entstehung von Parallelgesellschaften innerhalb der deutschen Gesellschaft nach der Ankunft von Hunderttausenden von Flüchtlingen im Jahr 2015, veranlassten viele, die rasche Integration von Flüchtlingen in die Gesellschaft zu fordern. Aber wie gehen Einwander*innen heute miteinander um? Welche Faktoren bestimmen den kulturellen Austausch zwischen Zuwandererkulturen einerseits und der deutschen Gesellschaft andererseits?

Die Beziehungen werden von politischen und religiösen Positionen bestimmt

Die Iranerin Shahnaz kam vor drei Jahren nach Deutschland. Ihr fällt auf, dass die Beziehungen zwischen Migrant*innen häufig von politischen oder religiösen Einstellungen abhängen, die die Eingewanderten aus ihrer Heimat mitgenommen haben. Einige syrische Flüchtlinge stehen den iranischen Flüchtlingen politisch ablehnend gegenüber, da die iranische Regierung das syrische Regime unterstützt, das seit vielen Jahren einen Krieg gegen das eigene Volk führt.

Diese Einstellungen führe unter Einwanderern aus den beiden Ländern oftmals zur Entfremdung, so die 42-Jährige. Darüber hinaus führe die Integration oftmals auch zu Problemen untereinander. "Die deutsche Gesellschaft ist eine freie Gesellschaft, in der Religionsfreiheit und die Freiheit der sexuellen Orientierung erlaubt ist", so Shahnaz. "Flüchtlinge, die sich dieser Lebensweise anschließen werden oftmals von den eigenen Landsleuten feindselig angegegangen, weil sie nicht mehr die Werte des Herkunftslandes vertreten."

Überblick über verschiedene Kulturen verschaffen

Rosa Sidi aus Syrien sieht das anders. Sie macht eine Ausbildung als Physiotherapeutin und sieht die gemeinsame Sprache und Kultur als verbindendes Glied. Sidi berichtet, dass sie viele Beziehungen zu Einwanderer*innen aus verschiedenen Nationen unterhält. "Diese Beziehungen ermöglichen auch, die deutsche Sprache zu vertiefen und gleichzeitig einen Überblick über verschiedene Kulturen zu erhalten."

Kultureller Austausch ist notwendig

Genet Haile kommt aus Äthiopien und glaubt, dass Beziehung zwischen Migrant*innen aus verschiedenen Ländern dringend notwendig sind. "Ein kultureller Austausch ist wichtig, um eine gemeinsame Kultur aufzubauen." Die 33-Jährige weiß, dass Streitigkeiten dann entstehen, wenn jeder an seiner eigenen Kultur, seine eigenen Bräuche und Traditionen festhalte statt sich zu öffnen.

Einander verstehen, braucht Zeit

Luqman Abdo, ein 31-jähriger Ingenieur der Elektrotechnik, glaubt, dass die Vorurteile, die Einwanderer*innen untereinander haben, ein echtes Hindernis für den Aufbau einer gemeinsamen Kultur darstellen. Abdo betont, dass der kulturelle Austausch Zeit brauche, um zu reifen. "Zuwanderer*innen in Deutschland kommen aus verschiedenen sozialen und politischen Systemen, einige demokratisch und einige diktatorisch." Dies habe zweifellos einen tiefgreifenden Einfluss auf die Art des kulturellen Austauschs zwischen Migrant*innen.

Der Syrer weist darauf hin, dass das Konzept der kulturellen Identität im Zeitalter der Globalisierung umfassender und tiefer geworden ist: Die kulturelle Identität von heute ist eine menschliche Identität. "Wir brauchen Offenheit für andere Kulturen, um eine demokratische Gesellschaft aufzubauen", sagt Luqman. "Ich nehme immer an Kulturfestivals teil und sehe darin eine großartige Gelegenheit, gute Beziehungen zu Menschen aus verschiedenen Kulturen aufzubauen."

Von Wael Deeb

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